Olympia 2024 in Hamburg – Pro und Contra
Am 29. November findet der Volksentscheid zu Hamburgs Olympia Bewerbung 2024 statt. Daher fragen sich viele Bürger: „Was sind die Pro und Contra Argumente einer Olympia Bewerbung 2024 für die Stadt Hamburg und seine Menschen?“
Olympia Vergabe 2024
Die endgültige Entscheidung, darüber wo die olympischen Spiele 2024 stattfinden werden, fällt 2017 beim IOC Kongress in Lima. Es bewerben sich folgende Städte: Los Angeles, Paris, Rom, Budapest und Hamburg. Um aber weiter an der Bewerbung teilzunehmen muss Hamburg noch eine große Hürde nehmen: Den Volksentscheid am 29. November.
Laut einer vom DOBS in Auftrag gegebenen repräsentativen Forsa Studie von September 2014 würden 80% der Deutschen olympische Spiele in Hamburg unterstützen. In Hamburg selber aber sind laut dieser Studie nur 53% Pro Olympia und 43% dagegen. Dementsprechend aktiv wird sowohl von Seiten der Pro-Kampange, wie auch von der Gegenbewegung um das Netzwerk NOlympia um die Stimmen der Hamburger geworben.
Während die Pro-Kampagne mit einem 1,6 Millionen Budget und aufwendigen Werbeclips auffährt und den Sportstandort Hamburg in den Vordergrund stellt, hat auch die NOlympia Kampagne regen Zulauf. Der Grund: Viele Hamburger sind besorgt und verunsichert welche Kosten durch Olympia auf sie zukommen könnten.
Pro Argumente Olympia 2024 in Hamburg
Die Befürworter unterstreichen, dass die Austragung der Olympischen Spiele zu einer überaus positiven Entwicklung Hamburgs beitragen würde. Hamburg hätte durch die Spiele die Chance seine Reputation und Bekanntheit in der Welt enorm zu steigern – so wie Deutschland nachdem „Sommermärchen“ plötzliche eine positive Verschiebung der ausländischen Wahrnehmungen erfahren durfte – so könnte sich auch Hamburg als sportliche und weltoffene Marke auf der touristischen Landkarte platzieren. Folglich hat Hamburg sich entschlossen sich als sportbegeisterte und sportaktive Stadt zu präsentieren, welche mit dem Hanse-Marathon, dem Cyclassics-Radrennen oder dem ITU-Triathlon Erfahrungen in der Ausrichtung von Sportevents hat.
Investitionen
Ein Hauptargument ist, dass die Olympischen Spiele Milliarden Investitionen nach Hamburg holen würde, welche in großen Teilen vom Bund und dem IOC getragen würden. Das heißt es handelt sich dabei um Investitionen, die ohne die Olympischen Spiele nicht nach Hamburg fließen würden. Die Stadt Hamburg würde davon laut Olaf Scholz über 6 Jahre jeweils 200 Millionen Euro aus dem Haushalt finanzieren und keine weiteren Schulden machen.[1] Zudem wird argumentiert, dass sowieso anstehende Investitionen in die Infrastruktur – Straßen, Verkehrsmittel, Wohnungen – nicht nur durch die Spiele beschleunigt würden, sondern bedeutende Anteile von privaten Investoren getragen würden.
Nachhaltige Stadtentwicklung
Hamburg wirbt in seinem Konzept mit „den nachhaltigsten Spielen aller Zeiten“. Dies bezieht sich konkret auf den „Sprung über die Elbe“, ein stadtentwicklungspolitisches Konzept, dass die strukturellen Ungleichheiten zwischen den südlich und nördlich der Elbe gelegenen Stadtteilen verringern soll. Konkret geht es dabei um den Kleinen Grasbrook (gegenüber der Hafencity), eine heute versiegelte Industriefläche, auf der der Olympia-Park entstehen soll. Nach den Spielen und dem nachhaltigen Rückbau des Olympischen Dorfes soll hier ein neuer Stadtteil mit Parks am Elbufer und 8.000 neuen Wohnungen entstehen. Zudem soll dieser Stadtteil als Verbindung zwischen Mitte und Süden des Stadtgebiets fungieren und auch in Richtung Osten („stromaufwärts an Elbe und Bille“) wirken.
Olympisches Fest
Mit starken Emotionen will Hamburg zeigen, dass es die Bürger hinter sich hat. Am 8. November sollen mindestens 10.000 Menschen in Blau, Gelb, Schwarz, Grün und Rot – die Farben der Olympischen Ringe – gekleidet in den Stadtpark kommen. Sie sollen sich in Kreisen aufstellen mit 100 Metern Durchmesser, auseinander laufen und wieder zusammenkommen. Die Initiatoren setzen auf das Gemeinschaftsgefühl der Teilnehmer und die erwartete Mund-zu-Mund Propaganda.
Die Olympischen Spiele sind die geschichtsträchtigste Sportveranstaltung der Welt. Die Wettkämpfe live in der eigenen Stadt erleben zu dürfen, wäre für viele sportbegeisterte Hamburger ein einmaliges Erlebnis. Dementsprechend geschlossen stehen Hamburgs Sportvereine und Aktive hinter der Bewerbung. Sylvia Schenk von Transparency International fasst das wie folgt zusammen: “Und dann soll man sich auch einfach mal darauf freuen, ein großes Fest zu feiern, das für friedvolles Zusammenleben über alle Grenzen hinweg steht und in unserer gerade so unruhigen Zeit Signale der Hoffnung sendet.”[2]
Contra Argumente Olympia 2024 in Hamburg
Die Gegner der Hamburger Olympia Bewerbung, die sich unter Plattform „NOlympia HH“ zusammengefunden haben argumentieren vor allem damit, dass durch das Megaevent Olympia unkalkulierbare Kosten auf den Haushalt von Hamburg zukommen würden, die in letzter Instanz vom Hamburger Steuerzahler beglichen werden müssten.
Zudem wird befürchtet, dass sozialpolitisch die Bezieher niedriger Einkommen überproportional belastet würden und es zu finanziellen Einschnitten in Sozial- und Bildungspolitik kommen werde um die entstehenden Kosten zu tragen.
Der Aussage, dass Hamburg ja schon 30 von den 35 benötigten olympischen Wettkampfstätten habe, begegnen die Kritiker mit dem Verweis darauf, dass viele dieser Stätten stark sanierungsbedürftig seien und allgemein Hamburgs Infrastruktur noch weit von olympischen Standards entfernt sei. Das heißt um die Stätten an den olympischen Standard anzupassen, müsste man eine Vielzahl von Sportstätten neu anlegen, gekoppelt mit einer aufwendigen Verkehrs- und Sicherheitsinfrastruktur rund um die Sportstätten.
Kosten
Unter den fünf fehlenden Stadien sind vor allem die großen und teuren Wettkampfarenen, z.B. für Leichtathletik und Schwimmen. Von den 30 geforderten Trainingsstätten müssten viele neu errichtet werden. Mit den anvisierten 1,38 Milliarden Euro für die Sportstätten wird Hamburg kaum auskommen, behaupten die Gegner. Wenn am 29. November abgestimmt wird ist zudem überhaupt noch nicht klar, welchen Anteil der Kosten der Bund tatsächlich übernehmen wird, da die Gespräche noch laufen.
Die Hamburger Bürger sind sehr skeptisch, ob die Politik die zu befürchtenden Kosten adäquat einschätzen kann. Hat die Stadt nicht gerade mit dem Skandalprojekt Elbphilharmonie ihre Inkompetenz in Sachen Großprojekten bewiesen? In der Planung zur Elbphilharmonie wurden seinerzeit 77 Millionen Kosten für die Stadt Hamburg veranschlagt. 2013 musste Bürgermeister Olaf Scholz verkünden, dass das Projekt den Steuerzahler insgesamt 789 Millionen Euro kosten werde.
Das die FIFA korrupt ist gehört schon fast zum Allgemeinwissen und nachdem nun auch dem letzten klar wird, dass auch Deutschland eine Weltmeisterschaft nicht allein mit dem Beckenbauerischem Charisma ergattern kann ist das Vertrauen in die Sportfunktionäre auf den Nullpunkt gesunken. Die Stiftung One World Trust kürte das IOCmit dem Titel „intransparentestes Unternehmen der Welt“. [3]
Das mächtige Interessengruppen Megaevents gerne für Ihren Standort gewinnen möchten ist kein Geheimnis. Da sollte man sich einmal fragen, ob Hamburg dort mitspielen möchte?
Fairspielen kritisiert, dass bei der Hamburger Olympia Bewerbung nicht alle relevanten Informationen öffentlich gemacht werden, was eine kompetente Abstimmung der Bürger beim Volksentscheid beeinträchtige. Außerdem seien zum jetzigen Planzeitpunkt die entstehenden Kosten nicht annähernd bezifferbar. Oftmals explodieren die Kosten ja gerade erst im Verlauf der Umsetzung. Ein Beispiel für solche Unklarheiten ist die Umlagerung der Betriebe vom Kleinen Grasbrook, für die die Stadt quasi einen Blanko-Scheck zu Kostenübernahme erteilt hat. Wohin die Unternehmen mit den Arbeitsplätzen umsiedeln sollen ist noch nicht geklärt, aber der Gegenwind der Hafenwirtschaft schon sicher.
Zudem werden Hamburg im Vergleich zu Paris, Rom oder Los Angeles sowieso nur Außenseiterchancen eingeräumt. Da hilft auch der Lokalpatriotismus der Hamburger, die ihre Stadt gerne als die schönste der Welt bezeichnen, wenig. Philipp May bringt es im Deutschlandfunk[4] auf den Punkt: „Was ist Hamburg im Vergleich zu Paris oder Rom?“ Zudem erwähnt May hier, dass der DFB sich 2024 auch für die Fußballeuropameisterschaft bewerben will und das IOC kein Interesse daran habe sich die Aufmerksamkeit mit König Fußball zu teilen.
Fazit: Die Olympia Gegner sagen: Olympia ist unsozial, teuer, intransparent und unökologisch.[5] Die Befürworter der Bewerbung dagegen argumentieren: „Hamburg will keinen Gigantismus, sondern back to the roots: „Nachhaltige Spiele bei denen der Sport und der Mensch im Vordergrund stehen. Sparsam und herzlich mit kurzen Wegen, Hamburg will eine ganz neue Qualität der Sommerspiele schaffen.“[6]
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Olympische_Sommerspiele_2024
Quellen PDF Dokumente:
Hamburgs Olympia Bewerbung 2024
Sportstättenkonzept Olympische und Paralympische Spiele 2024/2028
Quellen Initiativen Pro Olympia:
http://www.wir-sind-feuer-und-flamme.com/
http://www.spiele-in-hamburg.de/
Quellen Initiativen Contra Olympia:
http://www.nolympia-hamburg.de/
Fußnoten:
[1] http://www.wir-sind-feuer-und-flamme.com/fragen-und-antworten
[2] http://www.wir-sind-feuer-und-flamme.com/olympia-sendet-signale-der-hoffnung
[3] https://unique-sportstime.de/wp-content/uploads/One-World-Trust-Dokument-IOC-intransparent.pdf
[4] https://www.tagesschau.de/sport/olympia-137.html
[6] http://www.spiele-in-hamburg.de/homepage/