Laufblogger Camp 2018 Schloss Balgstädt
Anreise
In den frühen Morgenstunden eines gewöhnlichen Freitags im August schälte ich mich aus dem Bett um eine Reise zu unternehmen. Die Lauftasche war gepackt mit einigen essentiellen Accessoirs für solch ein Abenteuer: Ein paar alte ausgelatschte Laufschuhe eines bekannten Sportartikelherstellers, einige Wechselshirts, für die zu erwartenden harten Läufe und sonst nicht viel mehr als die Vorfreude auf dieses besondere Event.
Am Hamburger Hauptbahnhof nahm ich die Dienste der Deutschen Bundesbahn in Anspruch um die kleine, zur Metropolregion Hamburg gehörende, Stadt Bremen zu erreichen. Dort sollte mich Ultra-Daniel in einem motorisierten Gefährt aufgabeln und Startup Taxi Beifahrer Eddie komplettierte das Team Hamburg.
Und welch Überraschung es wurde gleich munter drauf los gefachsimpelt. Daniel gab uns einen tiefen Einblick in die Ultraszene. Für die fachfremden: Der Ultra fängt da an wo der Marathon aufhört und nach oben scheint es keine Grenzen der Distanz zu geben, ob nun 100 Kilometer oder 100 Meilen, der Ultraläufer hört einfach nicht auf zu laufen. Sollte mein Körper wider erwarten mit steigendem Alter leistungsfähiger werden und ich den Spaß an der fortgeschrittenen Selbstkastei entdecken werde ich mich an die Tipps „immer nur an den nächsten Kilometer denken“ und „1 Kilometer laufen, 1 Minute gehen“ mit Sicherheit erinnern.
Wie im Flug passierten wir den Harz und am grünen Streifen, kurz hinter der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze, kehrten wir in einen Imbiss mit dem charmanten Namen Truck-Stopp ein, um uns für den abendlichen Lauf zu stärken. Auf dem Speiseplan reine Sportlernahrung: Döner mit Pommes, dazu ne Cola um auf dem Weg nicht zu unterzuckern. Der Auftakt eines von reichhaltiger Ernährung geprägten Wochenendes war gelegt.
Aber wo sollte es eigentlich hingehen, fragte nun Eddie, der ganz vergessen zu haben schien, auch im vergangenen Jahr auf der Teilnehmerliste vertreten gewesen zu sein und auch munter die Anekdoten der 2016 Brocken Fahrt mit 2017 durcheinander warf. Großer Sport!
Saale-Unstrut war die Zielregion und den einheimischen Fremdenführer hatten wir gleich dabei. Dank Daniel bekamen wir im Laufe der Tage ein Gefühl für die Region, die Orte die wir besichtigten wurden mit Anekdoten aus seiner Vergangenheit zum Leben erweckt.
Kulturlauf
Am Ende der Straße steht ein Schloss im Dorf. Schloss Balgstädt. Das in diesem Schloss schon lange keine Könige mehr residierten wurde uns spätestens beim Anblick der Pritschen klar. Hier wurde eindeutig versucht die Lebenszeit einer Matratze auf das Maximum auszudehnen.
Luxus gab es trotzdem: Drei Räume mit 24 Betten für nur sechs Teilnehmer – atemberaubend!
So waren wir mit Martin, Andreas und Thomas auch schnell vollzählig.
Da sich die Motivation für sportliche Rekorde an diesem Wochenende in Grenzen hielt, probierten wir uns gleich in einer neuen Disziplin aus: Kulturlauf oder hipper ausgedrückt: Sight Running. Diese moderne Lauftechnik zeichnet sich dadurch aus, das kurze gemütliche Laufintervalle mit Zeiten der Kontemplation und dem Betrachten von Natur und touristischen Sehenswürdigkeiten wechseln. Und davon gibt es im Saale-Unstrut Gebiet so einige.
Burgen, kleine Städtchen, Weinausschänke an jeder Ecke, Steppenlandschaft auf Grund des Kalkbodens, Märchenwälder, Flüsse, Weinberge, Täler – kurz ein Paradies für Läufer!
Dank der modernen technischen Geräte einiger Mitläufer, konnten diese Läufe glücklicher Weise für die Nachwelt zum nach laufen aufgezeichnet werden.
Der Abend naht
Nach dem Lauf ist vor dem Lauf und wahre Läufer regenerieren trinkend. Welch eine Wohltat sich nach einem solchen Lauf mit einem kühlen Blonden zu erfrischen.
Die Bedeutung von isotonischen Getränken konnte an diesem Wochenende nicht überbetont werden, jeder Bierbrauer hätte mit uns wahrscheinlich die optimalen Testimonials gefunden um Bier als das einzig wahre Sportgetränk zu präsentieren.
Das Abendessen war Sportlern würdig, denn obwohl die Vegan Fraktion nicht dabei war, gab es eine Salatplatte vom feinsten, dazu Wurst im Überfluss, mit der Daniel wohl noch eine Woche seine Familie ernähren kann und Käse so frisch, das man die Kuh noch riechen konnte.
Das Schloss war an diesem Wochenende gut besucht, eine Schulklasse Abi Jahrgang 1996 belegte die 2. Etage und am Samstag stieß noch eine 24-köpfige Fahrradtour dazu.
So gesellten wir uns zu den anderen ans Lagerfeuer und versackten dort bei rhythmischen Klängen von 90-er Jahre Musik bis tief in die Nacht.
Samstag – Ein Aktiv Tag
Früh morgens um acht war es Zeit zum Aufstehen. Das nicht ganz ausgewogene Trinkverhältnis von Wasser und Bier am Abend davor, steckten dem ein oder anderen noch in den Knochen oder besser im Kopf. Aber ein reichhaltiges Frühstück – wir hatten ja für 8 Personen Essen bestellt, so waren wir auf der sicheren Seite – und gut gefüllte Kaffeekanister sollten uns schnell wieder munter machen.
Dann machten wir uns gut gestärkt auf zum Bahnhof. Bald darauf rollte ein Zug heran. Nun ja eigentlich war es nur ein Wagon, der sich hier ans Ende der Welt verirrt hatte. Wild gestikulierend signalisierten wir dem Zugführer anzuhalten – sicher ist sicher! Das der Fahrkarten Automat nicht funktionierte war zu erwarten. Ans Ziel in Kirchscheidungen kamen wir trotzdem. Dort erwarteten uns die Freunde von Lathan Tourismus. Das neumodische Prinzip der Bündelung von Dienstleistungen im Tourismussektor wir hier wohl groß geschrieben, alles aus einer Hand, Verwaltung des Schlosses, Verpflegung, Kanutour usw.
Andreas hatte das Vergnügen mit mir ein Kanu zu teilen. Nach dem wir eine Zeit lang unsichtbare Slalomstangen umschifften, uns um die eigene Achse drehten und die ufernahe Bewaldung durchschifft hatten, tauschten wir die Vorder- und Hintermann Positionen und siehe da wie von Geisterhand zogen wir an der Konkurrenz vorbei.
Damit Anstrengung und Entspannung in einem vernünftigen Verhältnis bleiben, bogen wir nach 2 Kilometern zur erst möglichen Weinschänke ab. Köstlicher regionaler Saale-Unstrut Wein, ein Ausblick wie in der Toskana, hier hätten wir den ganzen Tag verweilen können, aber wir hatten ja noch viel vor.
Denn wir wollten zur Mittagszeit die Schleuse erreicht haben. Immer besser verstanden wir es die günstigen Strömungsverhältnisse flussabwärts für uns zu nutzen, um nicht schon auf der ersten Etappe eine Muskelblockade in der Schulter zu riskieren. So erreichten wir schon bald die nächste Regenerationspause zum Mittagsessen an der Schleuse. Sportler wissen heute um die Bedeutung aktiver Regeneration durch ausgewogene Ernährung und isotonischer Getränke. Selbstredend wurde sich strikt daran orientiert. Negative Abweichler in Form von Radler Trinkern wurden mit den entsprechenden Blicken sanktioniert. Nach dem Motto: So haltet ihr den Tag nie durch.
Nach 11 Kilometern und zunehmenden Rückenschmerzen erreichten wir endlich Balgstädt. Um den Teamzusammenhalt weiter zu stärken, sitzen wir dann nächstes Jahr alle in einem Boot – einem Schlauchboot.
Der „lange“ Lauf
Martin, Daniel und ich hatten vollmundig für den Nachmittag eine 30 Kilometer Lauf angedacht. Das dieses Vorhaben scheiterte hatte diverse Gründe:
- die absolut unzureichende Vorbereitung am Vormittag.
- die diversen Weinausschänken, die uns vom rechten Weg abbrachten.
- der Schönheit der Region, die uns alle paar Meter zum kontemplativen Innehalten nötigte.
- die kulturellen Sehenswürdigkeiten und Burgen
- ein Treffen mit Turnvater Jahn
- die nicht unerheblichen Höhenmeter
- die von Daniel manipulierte Streckenführung, nach der wir schon nach 18 Kilometern wieder zurück waren
So wurde die angepeilte Laufdistanz Stück für Stück herunter korrigierten. Ein Halbmarathon sollte es für Martin und Daniel am Ende dann aber doch sein, so dass sie noch Strafrunden um das Schloss auf sich nahmen um den Halben voll zu machen. Meine Motivation und mentale Stärke war da schon längst gebrochen, so dass ich die letzte Strafrunde verweigern musste.
Abends am Feuer wurde dann schon der LBC2019 geplant und man munkelt, dass noch auszuschreibende Influencerinnen die Attraktivität dieses jedes Jahr wieder ganz besonderen Treffens auf die Spitze treiben sollen. Es bleibt also spannend was bis zum nächsten Jahr so alles passiert, ich freue mich jetzt schon Euch alle 2019 wieder zu sehen.
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